Die Ev. Kirche Wald, die "Kirche mit dem tausendjährigen Turm“, ist das - urkundlich belegt - älteste Bauwerk Solingens!
Um das Jahr 900 herum - weit vor der Reformation - am Ende der teutonischen Epoche - hat an dieser Stelle vermutlich eine einfache Saalkirche aus Holz gestanden - allerdings quer zur heutigen Gebäudeausrichtung. Zu dieser Zeit besaßen örtliche Adlige bereits oft eine solche "Eigenkirche", die sie selbst finanzieren und bewirtschaften mussten. Sie konnten jedoch den Pfarrer dafür selbst bestimmen. Insofern hatten sie sowohl Verantwortung als auch Einflussnahme auf das geistliche Geschehen an ihrem Hofe.
Auf dem Plan des Geometers Stamm aus dem Jahr 1769 ist ihre - vermutliche - Lage noch ersichtlich. Wer der Adlige hier jedoch war, ist uns bis heute unbekannt.
Im Jahre 1019 wurde dann bereits eine erste Langschiffkirche mit dem heutigen Turm erstmalig in einer Urkunde erwähnt.
Das hat folgende Vorgeschichte:
Der im Jahre 999 zum Erzbischof Heribert von Köln berufene Graf von Worms war unter seinem Freund Otto III. 994 zum
Kanzler für Italien bestellt worden. Otto III. überreichte ihm den Stab des Petrus und die Kölner "Regalien" -
die Hoheitsrechte samt Grundbesitz.
Dieser Kaiser Otto III. - Enkel Ottos I. ( Begründer des heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation ) wurde 980 geboren. Im selben Jahr unternahm sein zu dieser Zeit selbst noch junger Vater Kaiser Otto II. seinen Italienzug.
Da die Zeiten aber unruhig waren und die Nachfolgefrage geregelt werden musste, ließ er seinen Sohn 983 mit drei Jahren in Verona von den Großen des Reichs zum König wählen. Keinen Augenblick zu früh - denn schon wenig später war der Thron vakant, und der Dreijährige rückte nach. Den von Mutter Theophanu, Großmutter Adelheid und dem Erzbischof von Mainz Erzogenen hat man dann mit 15 Jahren im Jahre 995 für volljährig erklärt.
Aufgrund dieser Situation hatte der spätere Heribert von Köln bereits eine erhebliche Macht gehabt und war Otto III. persönlich eng verbunden. Gemeinsam unternahmen sie 997/998 einen Zug nach Rom, wo sich Otto zum Kaiser krönen ließ.
Papst Johannes XVI. wird hierbei von den Kriegern Ottos III. verstümmelt und Crescentius enthauptet. Die Macht des römischen Adels ist damit zunächst gebrochen. Damit wird Rom Reichsresidenz mit Hauptquartier Ottos III. auf dem Aventin. Im Deutschen Reich wird die Unabhängigkeitsbestrebung des weltlichen und geistlichen Adels durch den Umzug Ottos III. nach Italien erheblich gestärkt.
Der Jüngling träumte von einer Erneuerung des Römischen Reichs (Renovatio Imperii) mit Rom als Welthauptstadt. Die Vision scheiterte aber an den Römern selbst, die ihn 1002 durch einen Aufstand wieder vertrieben. Vom Traum Otto III., der am 24. Januar 1003 in Paterno an Malaria starb, blieb im Testament der Wunsch, in Aachen neben Karl dem Großen beigesetzt zu werden. Zu Lebzeiten aber hatten er und Heribert sich bereits gegenseitig versprochen, dass der jeweils Überlebende von beiden dem anderen zum Dank ein Kloster stiften solle.
Und so gründete Erzbischof Heribert ihm zuliebe um das Jahr 1002/1003 die Benediktinerabtei Deutz in Köln. Als Ausstattungsgut schenkte er dieser dann unter anderem die "villa walda". Damit war die damalige Gemeinde hier am Ort sowie ihr Steueraufkommen gemeint. Diese Schenkungsurkunde umfasste mit ziemlicher Sicherheit bereits den heute noch vorhandenen Kirchturm mit dem damalig neu errichteten Kirchenschiff.
So erklärt sich auch heute noch die Straßenbezeichnung "Deutzer Hof".
Der Turm (übrigens rd. 41 m hoch bei einem Grundmaß von rd. 8,80 m x 9,90 m und einer Mauerstärke bis zu 2,88 m) diente auch profan der Sicherheit und der Lagerung von Sachen. Als Punkt auf der ersten Anhöhe vom Rhein konnte man Feinde von hier aus frühzeitig ausmachen und sich rechtzeitig im Turminneren in Sicherheit bringen - eine Treppe nach oben gab es damals noch nicht. Waren die Leitern eingezogen, konnte man sich aus den Schächten gegen die Anrückenden mit Waffen verteidigen. Ebenso wurde das Saatgut, Geräte, Urkunden und ähnliches in ihm sicher gelagert.
Im Jahre 1185 gründete man das Kloster Gräfrath. 1209 übertrug die Abtei Deutz dann der Äbtissin von Gräfrath auch die Instandhaltungspflicht für diese Kirche. Der Pfarrer war nur für die Beleuchtung zuständig.
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